🏛️ Open Source Experience 2025: ein Ökosystem, das sich selbst organisiert, sich behauptet und beschleunigt
der 12. Dezember 2025
Jede Ausgabe der Open Source Experience wirkt wie ein Offenbarungsinstrument: Sie offenbart ein offenes Ökosystem, das nicht länger nur ein Gegenmodell zu den proprietären Softwaregiganten darstellt, sondern eine strukturierende Kraft für die Wettbewerbsfähigkeit Europas, souveräne Innovation und die digitale Transformation von Organisationen ist.
Die Ausgabe 2025, die am 10. und 11. Dezember in der Cité des Sciences stattfand, bestätigt einen grundlegenden Trend: Open Source ist nicht länger nur eine technische Option unter vielen, sondern hat sich zu einer strategischen Infrastruktur, einem bewährten Wirtschaftsmodell und einem wichtigen Hebel für Autonomie angesichts digitaler Abhängigkeiten entwickelt.
In diesem Artikel fasse ich die wichtigsten Trends, schwachen Signale und Lehren zusammen, die meiner Ansicht nach für das Verständnis der Entwicklung freier Software in Europa von großer Bedeutung sind.

#1. Open Source als Instrument der Souveränität
Bereits in der Eröffnungssitzung wurde der Ton vorgegeben: Freie Software ist keine rein technische, sondern eine geopolitische Frage mehr. Die Beiträge von Cristina Caffarra (EuroStack), Stefane Fermigier (APELL) und Laurent Tréluyer (CNAF) unterstrichen einen offensichtlichen Punkt: Die Abhängigkeit von amerikanischen Plattformen ist nicht länger tragbar.
Wichtigste Punkte:
Europa muss die Kontrolle über seine digitale Infrastruktur zurückgewinnen. Freie Software ist die glaubwürdigste Grundlage für den Aufbau nachhaltiger Alternativen. Initiativen wie EuroStack, APELL, OpenInfra und die zukünftige IPCEI Cloud (Investition in Höhe von 3 Milliarden Euro) zeugen von beispiellosem politischen Willen.
Wir befinden uns in einer Zeit des Wandels: Open Source entwickelt sich vom Status einer "Best Practice" hin zu einer strategischen Notwendigkeit.
#2. Die rasante Zunahme souveräner Technologie-Stacks: Cloud, Arbeitsplatz, IAM, Kommunikation
Diese Ausgabe offenbart eine gewaltige Bewegung: den Wiederaufbau eines kompletten europäischen digitalen Technologie-Stacks.
Zu den wichtigsten Strukturelementen, die im Programm sichtbar sind:
- Proxmox VE als offene Alternative zu VMware * OpenNebula, OpenStack und Kubernetes für eine föderierte europäische Cloud * BlueMind, Nextcloud, CryptPad und eXo Platform als Ersatz für Microsoft 365 * Keycloak, LDAP und LemonLDAP::NG für IAM * Zimbra/Beezim, XiVO, Linphone und Matrix/Element für souveräne Kommunikation
Jeder dieser Bausteine verdeutlicht denselben Trend: 👉 die kollaborativen Praktiken endgültig von der Abhängigkeit von GAFAM zu entkoppeln.
Der europäische Arbeitsplatz der Zukunft ist bereits Realität: modular, interoperabel und auf offenen Standards basierend.
#3. Open-Source-KI gewinnt an Bedeutung.
Künstliche Intelligenz spielt in der Ausgabe 2025 eine phänomenale Rolle, aber es geht um eine offene, kontrollierbare, überprüfbare und interoperable KI.
Zu den denkwürdigsten Sitzungen zählten:
- vLLM auf Kubernetes (France Travail): Industrialisierung souveräner KI-Architekturen * MCP (Model Context Protocol) in der Cloud: KI-Assistenten zur Infrastrukturverwaltung * Shapash: Open-Source-Erklärbarkeit für verantwortungsvolle KI * Dezentrale GenAI: Eine modularere Vision jenseits geschlossener Modelle * Datafari + RAG: Unternehmenssuchmaschinen mit generativer KI * Nextcloud + KI für einen intelligenten und souveränen Arbeitsplatz
Open-Source-KI ist kein experimentelles Gebiet mehr, sondern entwickelt sich zu einer Produktionsinfrastruktur.
#4. Cybersicherheit: Reifegradsteigerung
Europäische regulatorische Beschränkungen (CRA, NIS2, AI Act) wirken als Beschleuniger.
Mehrere Konferenzen veranschaulichen diese Reife:
- TLA+ zum Nachweis der Sicherheit verteilter Systeme * OSS-Fuzz, groß angelegtes Fuzzing * VulnScout.io zur Verwaltung von Schwachstellen mittels SBOM * Zero Trust neu betrachtet durch Open Source * Die massive Rückkehr zum Selbsthosting sicherer E-Mails (DKIM/SPF/DMARC…)
👉 Open Source erweist sich als das geeignetste Umfeld für die Kontrolle der Vertrauenskette.
#5. Open-Source-Geschäftsmodelle: Klarheit, Struktur und Industrialisierung
Mit fast einem Dutzend Konferenzen zu diesem Thema bestätigt OSXP 2025, dass die freie Softwareökonomie kein vages Modell mehr ist.
Wichtigste Trends:
- Open-Source-Unternehmen beschaffen sich schneller Kapital (Daten von Serena VC). * Projekte setzen zunehmend auf hybride Modelle aus „Open Core + Services“. * Beiträge werden standardisierter (z. B. PrestaShop und dessen Aufrufe zur Einreichung von Beiträgen). * Open-Source-Programmbüros (OSPOs) werden in großen öffentlichen Organisationen zum Standard. * Europa investiert massiv (z. B. IPCEI Cloud, NGI, Kaskadenfinanzierung).
Freie Software entwickelt sich zu einem professionellen, finanzierten und strukturierten Spielfeld.
#6. Engineering und Entwicklererfahrung: Open Source im Mittelpunkt der modernen Plattform
Viele Gespräche lassen eine klare Richtung erkennen:
- Backstage.io für interne Entwicklerplattformen * Offenes VSX zur Unabhängigkeit von VS Code * Cristal: modularer, quellenübergreifender Editor (XWiki, GitHub, Nextcloud…) * Standardisierte Helm-Charts für KI (vLLM) * Interne/Open-Source-Designsysteme
Diese Ausgabe zeigt, dass moderne Softwareentwicklung auf einer Open-Source-Tool-Infrastruktur basiert, bei der jede Schicht austauschbar und transparent ist.
#7. Eine Branche, die endlich mit sich selbst spricht
Was OSXP 2025 neben den Werkzeugen besonders auszeichnet, ist die Konvergenz:
- Open-Source-Verlage * Regierungsbehörden * Großunternehmen * KMU * Forscher * Gemeinschaften * öffentliche Politik
Die Fachmesse entwickelt sich zu einem strategischen Marktplatz, auf dem die zukünftige digitale Autonomie des Kontinents aufgebaut wird.
🔥 Fazit: OSXP 2025 bestätigt einen historischen Wendepunkt
Open Source ist nicht länger die Alternative.
Sie ist zur Grundlage geworden, auf der Europa seine digitale Infrastruktur wiederaufbauen will:
- souverän * nachhaltig * interoperabel * transparent * wirtschaftlich tragfähig
Die vorgestellten Technologien zeugen von einem selten gesehenen Reifegrad. Die politischen Konferenzen offenbaren ein neu gewonnenes Engagement. Die Industrieprojekte beweisen, dass es möglich ist.
Der Gesamteindruck? 👉 Wir treten in ein Jahrzehnt ein, in dem Open Source zur Norm wird.
Und Darkwood wird diesen Wandel bei Werkzeugen, Methoden, Infrastrukturen und Anwendungsbereichen weiterhin beschreiben, analysieren und damit experimentieren.
